Unser AK SoR - SmC

„Das Fremde bekam für mich durch den Umgang mit dem Kind und der Familie ein Gesicht. Durch das persönliche Kennenlernen der Flüchtlingsfamilie wurden mir die problematische Situation und das Leid dieser Bevölkerungs-gruppe erst richtig bewusst. Vorher habe ich mich gar nicht mit dieser Problematik auseinandergesetzt. Das Schicksal von Flüchtlingen in unserem Lande ist jetzt für mich nicht mehr anonym und fremd, sondern betrifft mich auf einmal persönlich. Dadurch wächst das Verständnis für die Lebenssituation dieser Menschen. Ich bekam im Laufe der Zeit das Gefühl der Hochachtung vor der Familie meines Patenkindes, besonders auch für den Vater, der diesen schwierigen Weg der Flucht gewählt hatte, um seiner Familie ein besseres Leben in Frieden und Freiheit zu verschaffen. ... Dass Menschen auf der Suche nach Frieden und ein bisschen Glück die widrigsten Lebensumstände ertragen, flößt mir großen Respekt ein.“

Patenschaften

Mit diesen Worten fasste ein Oberstufenschüler seine Erfahrungen aus dem Projekt-Seminar „Interkulturelle Begegnungen: Das Fremde & ich“ zusammen.

10 Elftklässer/-innen unserer Schule hatten Patenschaften für Flüchtlingskinder in der Gemeinschaftsunterkunft Würzburg übernommen und dafür im Jahre 2014 den Jugendintegrationspreis „ALLE KIDS SIND VIPS“ der Bertelsmann Stiftung und den dm-Preis für Engagement der Initiative HelferHerzen des dm-drogerie marktes erhalten.

Als Paten unterstützten sie ein Flüchtlingskind dabei, sich Deutsch als Fremdsprache anzueignen und mit gemeinsamen Unternehmungen (Theater-, Kino-, Museums- und Zoobesuche, Sportveranstaltungen) es mit dem Leben in Deutschland vertraut zu machen. Es ist selbstverständlich, dass die Patenkinder und ihre Eltern ebenfalls als Gäste bei unseren schulischen Veranstaltungen willkommen waren. Doch damit nicht genug...

Am Tag der Preisverleihung der Bertelsmann Stiftung, als uns Projektbotschafter Daniel Aminati, TV-Moderator und Sänger, sich einem Interview über Rassismus und die Flüchtlingsproblematik bei uns am Gymnasium stellte, machten wir uns u. a. in einem

Workshop zum  Projektmanagement  Gedanken, warum Menschen fliehen, wie sie sich dabei fühlen, in einem fremden Land anzukommen, und was sie in dieser Situation brauchen.

Somit waren wir recht gut vorbereitet für die folgenden Begegnungen: Wir als Mitglieder des Arbeitskreises „Schule ohne Rassismus“ lernten an diesem Tag nämlich bereits unsere neuen Patenkinder kennen. Es sind Kinder aus Syrien, Serbien, Tschetschenien, der Ukraine, dem Kosovo und der Dominikanischen Republik, die die Mittelschule Veitshöchheim besuchen.

Zweimal wöchentlich sind wir dort inzwischen als Lesecoaches vertreten. Dabei arbeiten wir nicht nur mit Büchern, sondern sorgen für Spaß mit Lese-Aktionsspielen wie „Käpt’n Enterhaken“, Lese-Dominos, Rätsel von Geistern, Monstern und anderen Unholden.

Über jeden Fortschritt „unserer“ Schüler aus der „Willkommens-klasse“ freuen wir uns natürlich riesig. Denn wir wissen, dass die Sprache für sie der Schlüssel zu unserer fremden Welt ist.

Karitative Aktionen

Daneben versuchen wir mit verschiedenen Aktionen, dass sich die Menschen, die Flucht und Vertreibung erlebt haben, bei uns willkommen fühlen. So organisieren wir regelmäßig Weihnachts-aktionen, bei denen Sach- und Geldspenden gesammelt werden. Dabei motivieren wir unsere Mitschüler, indem wir die Aktionen als Klassenwettbewerbe veranstalten.

Im Jahr 2014 sammelten wir beispielsweise unter dem Motto „ALLE(S) IN EINEN TOPF?!“ mit weihnachtlichen Leckereien gefüllte Töpfe für die Flüchtlingsfamilien, da sie bei ihrer Ankunft in Deutschland nur einen Topf erhalten.

Über 1000 Euro und fast 300 Töpfe kamen zusammen, die wir an Flüchtlingsfamilien in Veitshöchheim, Erlabrunn und in der Gemeinschaftsunterkunft Würzburg verteilten. Für unsere Patenkinder sammelten wir Fahrräder, damit sie endlich mobiler werden und wir uns häufiger treffen können.

Im Dezember 2015 veranstalteten wir für die Flüchtlingsfamilien aus der Balthasar-Neumann-Kaserne ein großes Adventsfest für Flüchtlinge mit Buffet, Musik, Geschenken und verschiedenen Workshop-Angeboten für Groß und Klein. Unsere Gäste hatten die Möglichkeit, zu schauspielern, zu jonglieren, zu basteln und zu tanzen. Eltern, Lehrkräfte und wir Schüler und Schülerinnen hatten die Feier gemeinsam vorbereitet und uns dann über den großen Erfolg freuen dürfen.

Neben den direkten Begegnungen mit Menschen, die Flucht und Vertreibung erlebt haben, sind wir am Gymnasium Veitshöchheim seit 2011 als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage mit unserem selbst gewählten Motto „Menschen bewegen ... Menschen verändern ... Menschen“ im Einsatz, um durch vielfältige Aktionen und Projekte ein Klima der Gewaltfreiheit, Toleranz, Offenheit und Wertschätzung zu fördern.

Ausstellungen

Jedes Jahr holen wir Ausstellungen an unsere Schule, um Schülerinnen und Schüler für die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Probleme auf dieser Welt zu sensibilisieren: Das transmediale Lernerlebnis Missio for Life des Kath. Missionswerks fand ebenso Anklang wie die multimediale Ausstellung „Menschen auf der Flucht“ im missio-Truck. Wir hatten ihn genau zu dem Zeitpunkt an unsere Schule geholt, als Millionen Syrer infolge des Bürgerkriegs ihr Land verlassen mussten. Außerdem erwarben wir im letzten Jahr  die Ausstellung ASYL IST MENSCHENRECHT von ProAsyl, die darüber informiert, warum Menschen fliehen und welchen Gefahren sie sich dabei aussetzen.

„Fliehen müssen stellt das Leben auf den Kopf und zieht dir den Boden unter den Füßen weg“, so der Leitsatz der Ausstellung im missio-Truck. Wir am Gymnasium Veitshöchheim möchten durch unser Beispiel Menschen bewegen, auf diese Menschen zuzugehen.

Patinnen und Paten mit Patenkindern am Gymnasium Veitshöchheim

Weitere Informationen finden sich hier.