Mainfranken, ein Hotspot des Klimawandels
27. November 2019
Am 14.11.2019 veranstaltete das Gymnasium Veitshöchheim in Zusammenarbeit mit dem Deutschhaus Gymnasium einen Themenabend mit dem Titel: „Der globale Klimawandel und seine Auswirkungen vor unserer Haustür“. Dazu wurde der renommierte Klimatologe Professor Doktor Heiko Paeth eingeladen. Er ist der Leiter der Professur für Geografie an der Universität Würzburg und beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Klimawandel. Zusätzlich hält er des Öfteren Vorträge auf diversen Veranstaltungen, bei denen er die die Zuhörer über die Folgen des Klimawandels informiert. Ich denke, den meisten ist bewusst, dass der Klimaschutz wichtig und nicht zu ignorieren ist, aber dass so schnell so viel passieren wird, wenn wir mit unserem „Business as usual“ fortfahren, war doch für viele, mich eingeschlossen, neu. Professor Doktor Paeth vermittelte den über 200 Zuhörern, die sich an diesem Abend in der Aula des Gymnasiums Veitshöchheim eingefunden hatten, die Informationen und Statistiken gekonnt und mit Witz. Bevor er dies allerdings tat, eröffnete der 2. Bürgermeister von Veitshöchheim, Winfried Knötgen den Abend. Seiner Rede folgten noch Grußworte der stellvertretenden Landrätin Karen Heußner und des Schulleiters Dieter Brückner.
In dem nun folgenden, packenden Vortrag setze Professor Pacht folgende Akzente:
Ausgangslage
Die Ziele des Pariser Abkommens, welches vor vier Jahren unterzeichnet wurde, werden nicht erreicht, da die Treibhausgasemissionen weithin stetig steigen. Das hat zur Lolge, dass es in den Jahren 2015 bis 2018 fast überall wärmer oder sogar viel wärmer als normal war (als normal werden die statistischen Mittelwerte von 1961-1990 gesehen). Besonders bei uns in Unterfranken ist dies zu merken. Während der Erwärmungstrend des ganzen Globus4 bei 0,9 Grad liegt, liegt der von Unterfranken bei 1,6 Grad. In dem Zeitraum von April 2018 bis Oktober 2019 gab es nur einen Monat, welcher nicht wärmer als das statistische Mittel war, und nur zwei Monate brachten uns mehr Niederschlag.
Zukünftige Entwicklungen
Wenn wir mit unserem „Business as usual“ weitermachen, dann haben wir in 2100 einen Wert von l000ppm CO2 (parts per million, eine Konzentrationsangabe für gase). So einen Wert gab es schon einmal im Erdmittelalter. Die Erde hat 60 Millionen Jahre gebraucht, um sich wieder zu stabilisieren. Und wir, die Menschen, treiben ihn in 250 Jahren Industrie wieder so hoch. Das Gefährliche daran, ist nicht nur, dass es passiert, sondern auch, wie schnell dies geschieht.
1990 haben sich Wissenschaftler zusammengesetzt und sich überlegt, wie unser Handeln den Prozess der Erderwärmung überhaupt noch beeinflussen könnte. Dabei entwarfen sie einige Szenarien, die zu diesem Zeitpunkt plausibel erschienen. Diese reichten von dem (hypothetischen) sofortigen Stopp aller Treibhausemissionen bis hin zu weiter steigenden Emissionen. Das Erschreckende: Die CO2 Konzentration, die wir heute haben, ist höher als das damals errechnete „worst case“-Szenario! Neue Untersuchungen ergeben, dass die günstigste Erwärmung, die uns passieren kann, bei 1,1 Grad liegt, was, wenn man bedenkt, dass wir bereits eine Erwärmung von 0,9 Grad haben, eher unwahrscheinlich ist. Das Schlimmste was geschehen kann, wäre eine Erderwärmung um 6,4 Grad.
Auswirkungen auf unsere Region
Normal gibt es bei uns im Maintal nicht so viele bis gar keine Hitzetage (ein Tag an dem es durchschnittlich 30 Grad oder wärmer ist), die Ausnahme war das Jahr 2003 mit 25 Hitzetagen. Wissenschaftler dachten, dass so etwas erst wieder in 500 Jahren passieren würde. Aber bereits im Jahr 2018, wohlgemerkt nur 15 Jahre später, hatten wir schon wieder 37 Hitzetage. Im Jahre 2100 sollen es ca. 52 Tage sein. Es kann auch sein, dass manche Sommer in der Zukunft 160 Hitzetage haben, was auch bedeutet, dass es 5,5 Monate keinen Niederschlag geben wird.
In den Jahren 1961-1990 gab es nur eine Tropennacht (eine Nacht, in der die Temperatur nicht unter 20 Grad fallt), wenn wir allerdings so weitermachen wie bisher, kommen wir bald 10 Tropennächte im Jahr. Diese große Hitze am Tag und in der Nacht, kann zu vielen Hitzetoten, vor allem unter kranken und alten Menschen, fuhren.
Hinzu kommt noch der Wärmeinseleffekt, dieser besagt, dass es in der Stadt bzw. in enger besiedelten Siedlungen, wärmer ist, als auf dem Land. Der Effekt kann bis zu 6 Grad ausmachen. Durch die starke Hitze, und da der Grundwasserspiegel jetzt schon sinkt, wird das Wasser schon in 15 Jahren knapp werden.
Klimaschutz
Der „Welterschöpfungstag“, also der Tag, an dem wir so viele Ressourcen verbraucht haben, wie die Erde wiederherstellt, war dieses Jahr der 29. Juli, das heißt weitergedacht, wir verbrauchen die Energie von 1,5 Erden. Eigentlich sollte dieser Welterschöpfungstag aber auf dem 31. Dezember liegen. Dann nämlich würde wir nachhaltig leben und nur so viele Ressourcen verbrauchen, wie nachwachsen. So kann das nicht weitgehen! Wir müssen wir im Klimaschutz aktiv werden. Herr Professor Doktor Paeth hat dazu ein Vier- Säulen-System aufgestellt:
- Weniger oder überhaupt nicht fliegen.
- Weniger Auto fahren.
- Kein oder weniger Fleisch essen.
- Regional und saisonal einkaufen.
Nach der Pause folgte eine moderierte Fragerunde. Wenn man Herr Professor Doktor Paeth eine Frage stellen wollte, konnte man diese während des Vortrages im Internet stellen und nachdem das P-Seminar von Herr Leuner sie freigab, konnten andere diese „Liken“ damit sie an Priorität gewinnt. Die beliebtesten Fragen lasen dann drei Schüler des P-Seminars vor und wurden von Herr Professor Doktor Paeth beantwortet.
Meiner Meinung nach sollte sich jeder für den Klimaschutz einsetzten. Dabei ist es egal, ob man einfach nur darauf achtet, möglichst unverpackte Lebensmittel einzukaufen, oder das Licht auszumachen, sobald man den Raum verlässt. Es ist nicht viel, aber wenn jeder nur ein bisschen auf diese kleinen Dinge achtet, dann bringt uns das viel weiter, als wenn jeder sagt, wenn nur ich das mache, bringt es doch auch nichts.
Der Klimawandel sollte jeden interessieren. Egal wie alt man ist. Den jungen Leute sollte es wichtig sein, da es ihre Zukunft ist, um die es hier geht, und die Älteren, die die schlimmsten Folgen vielleicht gar nicht mehr mitbekommen werden, sollten auch aktiv werden. Es muss ja nicht für sie selbst sein, aber für die darauffolgenden Generationen, die unter dem nicht handeln aller leiden werden.
Marie Popp
Fotos: Lilith Hartmann, Q11, Wahlkurs Fotografie